Pressemitteilung:
Arbeitsmarkt im Corona-Jahr 2020: 1,3% weniger Erwerbstätige, 19,0% mehr Arbeitslose
Wien, 2021
"Im Corona-Jahr 2020 ist der Rückgang der Beschäftigungszahlen wesentlich geringer ausgefallen als der von geleisteten Arbeitsstunden, die regelrecht eingebrochen sind. Dabei hat die Kurzarbeit ihre Wirkung gezeigt", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Starker Rückgang bei Erwerbstätigen
Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009
stieg die Zahl der Erwerbstätigen Jahr für Jahr. Bedingt durch die
COVID
Die Erwerbstätigenquote für das Haupterwerbsalter (15 bis 64 Jahre) lag bei 72,4% und somit um 1,2 Prozentpunkte unter dem Niveau von 2019. Die Erwerbstätigenquote der Frauen ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozentpunkte auf 68,3% gesunken, jene der Männer dagegen um 1,5 Prozentpunkte auf 76,5%.
Einige Branchen waren von Lockdowns und Beschränkungen
stärker betroffen als andere: Die stärksten Rückgänge bei der Anzahl
der Erwerbstätigen im Vergleich zu 2019 wurden in den Branchen Beherbergung
und Gastronomie
Jüngere und ausländische Staatsangehörige besonders betroffen
In nahezu allen Altersgruppen sind die Erwerbstätigenquoten
im Vergleich zu 2019 gesunken, am deutlichsten aber bei den 20- bis
24-Jährigen
Arbeitslosigkeit deutlich über dem Vorjahresniveau
Insgesamt waren im Jahr 2020 nach internationaler Definition
In den Arbeitsmarktdaten nach internationaler Definition
zeigten sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch in einer starken
Zunahme der Personen in der "stillen Reserve" des Arbeitsmarkts.
Diese Gruppe umfasst Personen, die nicht erwerbstätig sind, keine Arbeit
gesucht haben, aber grundsätzlich gerne erwerbstätig gewesen wären
und auch innerhalb von zwei Wochen eine neue Tätigkeit aufnehmen könnten.
Diese Gruppe hat sich im Jahresdurchschnitt von
Nach ILO-Definition war der Anstieg der Arbeitslosenquote
bei ausländischen Staatsangehörigen mit einem Plus von 2,6 Prozentpunkten
auf 11,6% deutlich stärker als bei Österreicherinnen und Österreichern
Quartalsvergleich: stärkster Beschäftigungsabbau im 2. Quartal
Im 2. Quartal 2020 brach die Zahl der Erwerbstätigen
im Zuge des ersten Lockdowns im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,0%
ein. Mit dem Wiederhochfahren der Wirtschaft und dem Einsetzen des Sommertourismus
verringerte sich der Beschäftigungsabbau im 3. Quartal auf
Im 1. Quartal 2020 waren die Folgen der Pandemie auf
den Arbeitsmarkt noch kaum spürbar, im 2. Quartal stieg die Arbeitslosigkeit
aber signifikant auf insgesamt
Bei der "stillen Arbeitsmarktreserve" spiegelt
sich das Muster von Lockdown, Erholung und erneutem Lockdown: Im 2. Quartal
2020 hatte sich die "stille Reserve" im Vergleich zum Vorjahr
mehr als verdoppelt
Leichter Anstieg bei coronabedingtem Homeoffice im 4. Quartal
Im 4. Quartal 2020 hat ein Viertel der Erwerbstätigen
von zu Hause aus gearbeitet (25,5% bzw.
Zu den Branchen mit den höchsten Homeoffice-Anteilen
im 4. Quartal zählten nach wie vor Information
und Kommunikation (66,3%), Finanz- und
Versicherungsdienstleistungen (55,3%) und Erziehung
und Unterricht (52,8%). Den größten Anstieg bei coronabedingtem
Homeoffice wiesen im Vergleich zum Vorquartal Erwerbstätige in der
Branche Erziehung und Unterricht
Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf unserer Webseite sowie im Schnellbericht Arbeitsmarktstatistik (PDF, 12,7 MB).
Informationen
zur Methodik, Definitionen:
Die vorliegenden Daten stammen aus der europäischen
Arbeitskräfteerhebung (AKE), die in allen Mitgliedsländern
der EU stattfindet. Dabei werden in zufällig ausgewählten privaten
Haushalten in standardisierter Form Informationen zu Erwerbstätigkeit
und Arbeitsuche erhoben. In Österreich wird die AKE im Rahmen des Mikrozensus
durchgeführt – eine Stichprobenerhebung, bei der wöchentlich ca.
Erwerbstätige nach internationaler Definition:
Personen, die in der Referenzwoche mindestens eine Stunde gearbeitet
haben oder die wegen Urlaub, Krankheit usw. nicht gearbeitet haben,
aber normalerweise einer Beschäftigung nachgehen. Präsenz- und Zivildiener
sind ausgeschlossen.
Erwerbstätigenquote: Erwerbstätige
im Alter von 15 bis 64 bezogen auf die gleichaltrige Bevölkerung.
Arbeitslose nach internationaler Definition:
Personen, die im Sinne dieses Konzeptes nicht erwerbstätig sind, die
weiters innerhalb der nächsten beiden Wochen nach der Referenzwoche
eine Arbeit aufnehmen können und in der Referenzwoche oder den drei
vorhergehenden Wochen aktiv eine Arbeit gesucht haben oder nur deshalb
nicht gesucht haben, weil sie bereits eine Arbeit gefunden haben, die
sie innerhalb von drei Monaten aufnehmen werden.
Als langzeitarbeitslos gelten Personen,
die ein Jahr oder länger arbeitslos sind.
Arbeitslose nach nationaler Definition:
Die beim Arbeitsmarktservice (AMS) als arbeitslos vorgemerkten, nicht
selbständig oder unselbständig erwerbstätigen Personen. Geringfügige
Beschäftigungen (laut Dachverband der Sozialversicherungsträger, kurz:
DV) sind hier ausgenommen, d. h. eine arbeitslose Person kann gleichzeitig
geringfügig beschäftigt sein.
Arbeitslosenquote: Anteil der Arbeitslosen
nach nationaler Definition am Arbeitskräftepotential (das sind Arbeitslose
plus unselbständige Beschäftigungen laut DV).
Arbeitslosenquote nach internationaler Definition:
Hier werden die nach internationalen Richtlinien erhobenen Erwerbstätigen
und Arbeitslosen im Alter von 15 bis 74 Jahren für die Berechnung der
Quote herangezogen.
Arbeitslosenquote nach nationaler Definition:
beruht auf den Arbeitslosen laut AMS und den unselbständigen Beschäftigungen
laut DV. Selbständige und Mithelfende sind hier nicht bei den Erwerbspersonen
enthalten, geringfügig Beschäftigte nur dann, wenn sie als arbeitslos
vorgemerkt sind. Für die Berechnung der Arbeitslosenquote nach nationaler
Definition ergibt sich daher ein größerer Zähler (Arbeitslose), aber
ein kleinerer Nenner (Arbeitslose + Erwerbstätige) und in der Folge
eine höhere nationale Arbeitslosenquote als bei der Anwendung der internationalen
Richtlinien.
Teilzeitarbeit: Die hier präsentierten
Zahlen basieren auf einer direkten Frage nach Teilzeitarbeit.
Arbeitsvolumen: ist die Gesamtzahl an
tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden.
Telearbeit: Personen, die mit PC und/oder
Smartphone von zu Hause aus gearbeitet haben. Seit Beginn des 2. Quartals
2020 wurden im Rahmen der AKE vier freiwillig zu beantwortende Zusatzfragen
zur Arbeitssituation in Zeiten der COVID
"Stille Arbeitsmarktreserve" (auch
"stille Reserve") nach internationaler Definition:
Nicht-Erwerbspersonen (Personen, die laut internationaler Definition
weder erwerbstätig noch arbeitslos sind) im Alter von 15 bis 64 Jahren,
die in der Referenzwoche und den drei Wochen davor nicht nach Arbeit
suchen, aber grundsätzlich gerne arbeiten würden und innerhalb der
nächsten beiden Wochen nach der Referenzwoche zu arbeiten beginnen
könnten.
Offene Stellen: Die Offene-Stellen-Erhebung
von Statistik Austria wird seit dem 1. Quartal 2009 für die Wirtschaftsabschnitte
B bis S der ÖNACE 2008 laufend durchgeführt. Insgesamt werden pro
Quartal rund
Rückfragen zum Thema beantwortet das Team der Arbeitskräfteerhebung in der Direktion Bevölkerung, Statistik Austria, unter: ake@statistik.gv.at
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