Pressemitteilung:
Österreichs Arbeitsmarkt im Juni 2020: allmähliche
Erholung, jedoch weiterhin 100.000 Erwerbstätige weniger als vor einem
Jahr
Wien, 2020
Im 2. Quartal 2020 um rund 167.000 mehr Beschäftigungsaufnahmen
als -beendigungen
Insgesamt endeten im März 2020 rund
Jobverluste der zweiten Märzhälfte bis Ende Juni zu 58% kompensiert
Im Zeitraum 15. bis 31. März 2020 wurden insgesamt knapp
Wie rasch ein Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt gelingt, ist je nach Branche, aber auch zwischen verschiedenen Personengruppen höchst unterschiedlich. Insgesamt haben bis Ende Juni 62% der Männer, aber nur 52% der Frauen, die in der zweiten Märzhälfte ihre Beschäftigung beendet haben, wieder eine Erwerbstätigkeit aufgenommen (siehe Grafik 2).
Zunahme der Wochenarbeitsstunden
Mit den Lockerungen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie stiegen die durchschnittlichen Arbeitsstunden bereits im Mai wieder deutlich an. Im Juni setzte sich diese positive Entwicklung weiter fort. Im Durchschnitt wurden im Juni 2020 mit 29,5 Stunden um 0,6 Arbeitsstunden pro Woche mehr geleistet als im Mai 2020. Nachdem im Mai in der Beherbergung und Gastronomie noch starke Rückgänge gegenüber dem Vorjahr verzeichnet wurden, zeigte sich im Juni eine deutliche Erholung der Wochenarbeitsstunden mit einer Zunahme von 12,5 Stunden auf durchschnittlich rund 30 Stunden. Der Wirtschaftsabschnitt Kunst, Unterhaltung und Erholung zeigt dagegen auch im Juni weiterhin keine Erholung. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit ist hier im Monatsvergleich erneut um 0,9 auf 19,1 Stunden gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Rückgang noch deutlicher erkennbar – im Juni 2019 lagen die durchschnittlichen Arbeitsstunden im Abschnitt Kunst, Unterhaltung und Erholung bei 32,1 Stunden und somit 13,1 Stunden über dem Wert von Juni 2020 (siehe Tabelle 2).
Arbeitslosigkeit weiterhin hoch
Trotz der Anzeichen einer Erholung des Arbeitsmarkts
sind weiterhin viele Personen von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Zahl
der beim AMS registrierten Arbeitslosen
(Arbeitslosigkeit nach nationaler Definition) ist von Ende Mai auf Ende Juni 2020
zwar um 1,5 Prozentpunkte auf
Auf Basis der internationalen
Definition von Arbeitslosigkeit gab es im Juni-Durchschnitt dagegen
nur
In den nach internationalen Definitionen ermittelten
Zahlen spiegelt sich der Rückgang der Beschäftigten nur zum Teil in
einem Anstieg der Arbeitslosigkeit wider und ist definitionsbedingt
auch stark in einer Zunahme der Personen in der "stillen
Reserve" des Arbeitsmarkts zu erkennen. Diese Gruppe umfasst
Personen, die nicht erwerbstätig sind, grundsätzlich gerne arbeiten
würden, aber nicht aktiv nach Arbeit suchen oder nicht kurzfristig
mit einer Erwerbstätigkeit beginnen könnten. Zahlenmäßig hat diese
Gruppe stark zugenommen, nämlich von
Informationen
zur Methodik, Definitionen:
Registerbasierte Erwerbsverläufe: Die Daten werden aus strukturiert aufbereiteten Verwaltungsdaten
von Statistik Austria gewonnen. Dabei werden aus den für die Registerzählung
bzw. die Abgestimmte Erwerbsstatistik nutzbar gemachten Administrativdatenquellen
überschneidungsfreie Erwerbskarrieren gebildet. Die Konzepte der Abgestimmten
Erwerbsstatistik werden soweit wie möglich übernommen. Damit entstehen
nicht nur überschneidungsfreie, sondern auch lückenlose Erwerbskarrieren
für alle Personen, die in einer der Datenquellen irgendwann einmal
vorgekommen sind – unabhängig davon, ob sie jemals einen Hauptwohnsitz
in Österreich hatten oder nicht. Dieses Projekt ermöglicht es somit,
die Erwerbsbiographie von Personen im Laufe ihres Lebens statistisch
auszuwerten und Analysen zur Stabilität von Erwerbsbiographien und
zu typischen Erwerbsmustern verschiedener Personengruppen durchzuführen.
Die Auswertungen basieren auf den aktuell verfügbaren Daten mit Stand
Ende Juni 2020. Da Beschäftigungsaufnahmen bzw. -beendigungen mitunter
mit einigen Tagen Verspätung in den Daten des Dachverbands der österreichischen
Sozialversicherungsträger eingemeldet werden, sind die Zahlen v. a.
in Bezug auf die Beschäftigungsbeendigungen am
Weitere Informationen zu den Registerbasierten Erwerbsverläufen finden
sich auf unserer Website.
Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (AKE): Die europäische Arbeitskräfteerhebung findet in allen Mitgliedsländern
der EU statt. Dabei werden in zufällig ausgewählten privaten Haushalten
in standardisierter Form Informationen zu Erwerbstätigkeit und Arbeitssuche
erhoben. In Österreich wird die AKE im Rahmen des Mikrozensus durchgeführt
– eine Stichprobenerhebung, bei der wöchentlich rund
Details zur Berechnung der monatlichen Arbeitslosenzahlen nach internationaler
Definition finden sich auf unserer Website zum Thema Arbeitslose.
Erwerbstätige nach internationaler Definition:
Personen, die in der Referenzwoche mindestens eine Stunde gearbeitet
haben oder die wegen Urlaub, Krankheit usw. nicht gearbeitet haben,
aber normalerweise einer Beschäftigung nachgehen. Präsenz- und Zivildiener
sind ausgeschlossen.
Unselbständig Beschäftigte nach nationaler
Definition: Personen, die beim Dachverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger ein aufrechtes Beschäftigungsverhältnis
über der Geringfügigkeitsgrenze haben (dazu zählen auch Lehrlinge,
Personen mit Bezug von Karenz- oder Kinderbetreuungsgeld oder Präsenz-
und Zivildiener, sofern ein aufrechtes Dienstverhältnis besteht).
Arbeitslose nach internationaler Definition:
Personen, die im Sinne der internationalen Definition nicht erwerbstätig
sind, die weiters innerhalb der nächsten beiden Wochen nach der Referenzwoche
eine Arbeit aufnehmen könnten und in der Referenzwoche oder den drei
vorhergehenden Wochen aktiv eine Arbeit gesucht oder nur deshalb nicht
gesucht haben, weil sie bereits eine Arbeit gefunden haben, die sie
innerhalb von drei Monaten aufnehmen werden.
Arbeitslose nach nationaler Definition:
Personen, die beim Arbeitsmarktservice (AMS) als arbeitslos vorgemerkt
sind. Eine parallele geringfügige Beschäftigung (laut Dachverband
der österreichischen Sozialversicherungsträger) ist möglich, d. h.
eine arbeitslose Person kann gleichzeitig geringfügig beschäftigt
sein.
Arbeitslosenquote nach internationaler Definition:
Anteil der Arbeitslosen nach internationaler Definition an der Zahl
der Erwerbspersonen nach internationaler Definition (das sind Arbeitslose
plus Erwerbstätige), jeweils im Alter von 15 bis 74 Jahren.
Arbeitslosenquote nach nationaler Definition:
Anteil der Arbeitslosen nach nationaler Definition am Arbeitskräftepotenzial
(das sind Arbeitslose plus unselbständige Beschäftigungen laut Dachverband
der österreichischen Sozialversicherungsträger).
"Stille Arbeitsmarktreserve" (auch
"stille Reserve") nach internationaler Definition:
Nicht-Erwerbspersonen (Personen, die laut internationaler Definition
weder erwerbstätig noch arbeitslos sind) im Alter von 15 bis 64 Jahren,
die in der Referenzwoche und den drei Wochen davor nicht nach Arbeit
suchen, aber grundsätzlich gerne arbeiten würden und innerhalb der
nächsten beiden Wochen nach der Referenzwoche zu arbeiten beginnen
könnten.
Rückfragen zum Thema richten Sie bitte an:
ake@statistik.gv.at
und registerzaehlung@statistik.gv.at
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