Pressemitteilung:
Der Arbeitsmarkt zu Beginn der Corona-Krise – Arbeitsmarktdaten März 2020
Wien, 2020
Arbeitslosigkeit im März 2020 – Unterschied von nationaler und internationaler Betrachtung
Seit Mitte März 2020 verzeichnete das AMS massive
Zuströme in das Arbeitslosenregister, während die sonst üblichen
Arbeitsaufnahmen weitgehend ausblieben. Die Folge war ein Anstieg der
registrierten Arbeitslosigkeit bis Ende März auf
Demgegenüber stehen die März-Ergebnisse der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung:
Auf Basis der internationalen Definition von Arbeitslosigkeit gab es
im Monatsdurchschnitt rund
Erklären lässt sich diese Diskrepanz mit unterschiedlichen Definitionen und Konzepten. So handelt es sich bei der Arbeitslosigkeit nach internationaler Definition um einen Monatsdurchschnitt, beim AMS hingegen um einen Monatsendstand. Weiters reicht eine Arbeitslosenmeldung bei den nationalen Arbeitsmarktagenturen (in Österreich beim AMS) nicht aus, um Arbeitslosigkeit international zu vergleichen. Die Kriterien für Arbeitslosigkeit laut internationaler Definition sind vielmehr die aktive Suche nach Arbeit und die Bereitschaft, eine Arbeitsstelle innerhalb von zwei Wochen anzutreten. Es ist davon auszugehen, dass in unmittelbarer Folge des Corona-Shutdowns ab Mitte März 2020 nur wenige Personen, die ihren Job kurzfristig verloren haben, sofort mit der Arbeitssuche begonnen haben oder innerhalb von zwei Wochen eine Arbeit antreten hätten können.
Massiver Rückgang bei Erwerbstätigen, Anstieg der "stillen Arbeitsmarktreserve"
Deutliche Anzeichen einer beginnenden Krise sind dennoch
bereits in den März-Ergebnissen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung
zu erkennen. Allein aufgrund der letzten beiden Märzwochen ist die
Zahl der Erwerbstätigen im Haupterwerbsalter (15 bis 64 Jahre) um
Ein markanter Anstieg zeichnet sich damit bei der
sogenannten "stillen Arbeitsmarktreserve" ab: Insgesamt
Aufnahmen und Beendigungen unselbständiger Beschäftigung
Die Daten des Dachverbands der Sozialversicherungsträger zeigen üblicherweise eine hohe Zahl an Beschäftigungsaufnahmen zu Monatsbeginn und dann auch jeweils an Montagen, während vor allem zu Monatsende viele Erwerbstätigkeiten beendet werden. Speziell im Frühjahr überwiegen die Beschäftigungsaufnahmen dabei typischerweise deutlich, wodurch es zu einem Anstieg der Erwerbstätigen kommt.
Im März 2020 stellte sich die Situation anders dar.
Am Sonntag, dem
Branchen unterschiedlich stark betroffen
Besonders betroffen war die "Beherbergung und
Gastronomie". Allein in Kalenderwoche 12
Anstieg bei Kurzarbeit, deutliche Rückgänge bei den Wochenarbeitsstunden
Bei der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung waren nach
ersten vorläufigen Ergebnissen im März deutliche Anstiege bei der
Kurzarbeit zu erkennen. So gaben im März des Vorjahres lediglich
Auch hinsichtlich der in der Haupttätigkeit tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden zeichnen sich aufgrund der letzten beiden Märzwochen bereits deutliche Rückgänge ab. So ist die durchschnittliche tatsächliche Arbeitszeit zwischen der ersten und der dritten Märzwoche um 8,5 Stunden eingebrochen. Im Monatsdurchschnitt ergab das eine durchschnittliche Wochenarbeitsleistung von 29,6 Stunden, um 4,6 Stunden weniger als im März des Vorjahres.
Am deutlichsten zeigten sich die Rückgänge der Wochenarbeitsleistung
erwartungsgemäß im Wirtschaftssektor "Dienstleistungen",
am stärksten dabei im Wirtschaftsabschnitt "Beherbergung und Gastronomie".
Zwischen der ersten Märzwoche und der dritten Märzwoche haben sich
hier die durchschnittlich geleisteten Wochenarbeitsstunden von 32,5
auf 11,8 Stunden extrem reduziert. Auch in den Abschnitten "Handel"
und "Bau" ist die Wochenarbeitsleistung stark zurückgegangen
(11,0 bzw.
Informationen
zur Methodik, Definitionen:
Erwerbstätige nach internationaler Definition: Personen, die
in der Referenzwoche mindestens eine Stunde gearbeitet haben oder die
wegen Urlaub, Krankheit usw. nicht gearbeitet haben, aber normalerweise
einer Beschäftigung nachgehen. Präsenz- und Zivildiener sind ausgeschlossen.
Unselbständig Beschäftigte nach nationaler
Definition: Personen, die beim Dachverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger ein aufrechtes Beschäftigungsverhältnis
über der Geringfügigkeitsgrenze haben (dazu zählen auch Lehrlinge,
Personen mit Bezug von Karenz- oder Kinderbetreuungsgeld oder Präsenz-
und Zivildiener, sofern ein aufrechtes Dienstverhältnis besteht).
Arbeitslose nach internationaler Definition:
Personen, die im Sinne der internationalen Definition nicht erwerbstätig
sind, die weiters innerhalb der nächsten beiden Wochen nach der Referenzwoche
eine Arbeit aufnehmen könnten und in der Referenzwoche oder den drei
vorhergehenden Wochen aktiv eine Arbeit gesucht oder nur deshalb nicht
gesucht haben, weil sie bereits eine Arbeit gefunden haben, die sie
innerhalb von drei Monaten aufnehmen werden.
Arbeitslose nach nationaler Definition:
Personen, die beim Arbeitsmarktservice (AMS) als arbeitslos, lehrstellensuchend
oder in Schulung vorgemerkt sind. Eine parallele geringfügige Beschäftigung
(laut Dachverband der österreichischen Sozialversicherungsträger)
ist möglich, d.h. eine arbeitslose Person kann gleichzeitig geringfügig
beschäftigt sein.
Arbeitslosenquote nach internationaler Definition:
Anteil der Arbeitslosen nach internationaler Definition an der Zahl
der Erwerbspersonen nach internationaler Definition (das sind Arbeitslose
plus Erwerbstätige), jeweils im Alter von 15 bis 74 Jahren.
Arbeitslosenquote nach nationaler Definition:
Anteil der Arbeitslosen nach nationaler Definition am Arbeitskräftepotential
(das sind Arbeitslose plus unselbständig beschäftigte Personen laut
Dachverband der österreichischen Sozialversicherungsträger).
"Stille Arbeitsmarktreserve" (auch
"Stille Reserve") nach internationaler Definition:
Nicht-Erwerbspersonen (Personen, die laut internationaler Definition
weder erwerbstätig noch arbeitslos sind) im Alter von 15 bis 64 Jahren,
die in der Referenzwoche und den drei Wochen davor nicht nach Arbeit
suchen, aber grundsätzlich gerne arbeiten würden und innerhalb der
nächsten beiden Wochen nach der Referenzwoche zu arbeiten beginnen
könnten.
Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (AKE) Die europäische Arbeitskräfteerhebung findet in allen Mitgliedsländern
der EU statt. Dabei werden in zufällig ausgewählten privaten Haushalten
in standardisierter Form Informationen zu Erwerbstätigkeit und Arbeitssuche
erhoben. In Österreich wird die AKE im Rahmen des Mikrozensus
durchgeführt – eine Stichprobenerhebung, bei der wöchentlich rund
Die hier präsentierten Ergebnisse für März 2020 sind vorläufig,
sie basieren auf den Daten, wie sie eine Woche vor Veröffentlichung
verfügbar waren. Sie stellen einen Durchschnitt über alle vier Märzwochen
dar. Allerdings decken die Daten nicht alle Wochen des Berichtszeitraums
in gleicher Weise ab, da noch nicht alle Befragungen abgeschlossen sind.
Details zur Berechnung der monatlichen Arbeitslosenzahlen nach internationaler
Definition finden sich auf unserer Website zum Thema Arbeitslose.
Registerbasierte Erwerbsverläufe
Die Daten der Registerbasierten Erwerbsverläufe werden aus strukturiert
aufbereiteten Verwaltungsdaten von Statistik Austria gewonnen. Dabei
werden aus den für die Registerzählung bzw. die Abgestimmte Erwerbsstatistik
nutzbar gemachten Administrativdatenquellen überschneidungsfreie Erwerbskarrieren
gebildet. Die Konzepte der Abgestimmten Erwerbsstatistik werden soweit
wie möglich übernommen. Damit entstehen nicht nur überschneidungsfreie,
sondern auch lückenlose Erwerbskarrieren für alle Personen, die in
einer der Datenquellen irgendwann einmal vorgekommen sind – unabhängig
davon, ob sie jemals einen Hauptwohnsitz in Österreich hatten oder
nicht. Dieses Projekt ermöglicht es somit, die Erwerbsbiographie von
Personen im Laufe ihres Lebens statistisch auszuwerten und Analysen
zur Stabilität von Erwerbsbiographien und zu typischen Erwerbsmustern
verschiedener Personengruppen durchzuführen. Die Auswertungen basieren
auf den aktuellsten verfügbaren Daten mit Stand Ende März 2020. Da
Beschäftigungsaufnahmen bzw. -beendigungen mitunter mit einigen Tagen
Verspätung in den Daten des Dachverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger
gemeldet werden, sind die Zahlen v.a. in Bezug auf die Beschäftigungsbeendigungen
am
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website zu den registerbasierten
Erwerbsverläufen.
Rückfragen zum Thema richten Sie bitte an:
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