Pressemitteilung:
Höhe des Einkommens beeinflusst Umweltverhalten und Wahrnehmung von Umweltproblemen
Wien, 2019
Einschätzung der Lebensqualität variiert nach Einkommensgruppen
Nach Haushaltseinkommen betrachtet beurteilten 59,6% der befragten Personen im obersten Einkommensdrittel ihre Lebensqualität als "sehr gut"; dies traf nur auf 38,5% der Personen im unteren Drittel zu. Betrachtet man hingegen das Einkommen nach Fünfteln des Äquivalenzeinkommens (siehe Informationen zur Methodik und Grafiken), gaben 60,6% der befragten Personen im obersten Einkommensfünftel ihre Lebensqualität als "sehr gut" an, im untersten Fünftel waren es 43,2%. In der Gruppe der armutsgefährdeten Personen empfanden nur noch 40,6% ihre Lebensqualität als "sehr gut". Der Einfluss des Einkommens auf die Lebensqualität bleibt auch dann aufrecht, wenn weitere Merkmale wie Alter oder Schulbildung berücksichtigt werden: Je höher das verfügbare Haushaltseinkommen, desto höher schätzten die Personen ihre Lebensqualität ein.
Beziehende niedriger Einkommen häufiger von Umweltbelastungen betroffen
Personen im untersten Einkommensdrittel fühlten sich deutlich häufiger sehr stark oder stark durch Lärm gestört als die beiden anderen Einkommensgruppen: 14,5% waren von starker Lärmstörung betroffen, während dies nur auf rund 10% der Personen mit mittlerem oder hohem Haushaltseinkommen zutraf. Unter den armutsgefährdeten Personen fühlten sich 14,9% (sehr) stark durch Lärm beeinträchtigt. Die vertiefende Analyse weist allerdings Faktoren wie die Anzahl der Wohnungen im Gebäude oder der Urbanisierungsgrad als wesentlicher für den Grad der Lärmbelastung aus als die Höhe des Einkommens. Auch die Belastung durch Geruch oder Staub war jedenfalls für das unterste Einkommensdrittel am höchsten.
Einkauf von Bio-Lebensmitteln nimmt mit steigendem Einkommen zu
Personen mit hohem Haushaltseinkommen gaben generell öfter an, im Vorjahr Bio-Lebensmittel gekauft zu haben als Personen mit mittlerem Haushaltseinkommen. Die Gruppe im untersten Einkommensdrittel kaufte am seltensten Bio-Produkte.
Umweltverträgliches Mobilitätsverhalten nimmt mit steigendem Einkommen ab
Umweltverträgliches Mobilitätsverhalten – also die häufige Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel kombiniert mit seltener Nutzung des Autos – nimmt mit steigendem Haushaltseinkommen deutlich ab. Personen mit höherem Haushaltseinkommen verhalten sich generell weniger umweltfreundlich was ihre Mobilität betrifft als Personen mit niedrigerem Haushaltseinkommen.
Die Beurteilung der öffentlichen Verkehrsmittel zeigt ein eher differenziertes Bild: 75% der Personen mit niedrigem Haushaltseinkommen fanden Bahn, Bus, Straßenbahn oder U-Bahn attraktiv; gleiches galt für die Gruppe der Armutsgefährdeten, die das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln zu 73,8% als attraktiv empfand. Bei Personen mit hohem Haushaltseinkommen traf dies nur auf 66,1% zu. Betrachtet man jedoch nur jene Personen, die häufig öffentliche Verkehrsmittel benutzen ("täglich" oder "mehrmals die Woche"), dann verschwanden die signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.
Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen finden Sie in der Studie sowie auf unserer Webseite.
Informationen
zur Methodik, Definitionen: Um die Unterschiede bei von Umwelteinflüssen
Betroffenen und im Umweltverhalten von Personengruppen nach dem Einkommen
darstellen zu können, wurde mittels Einkommensinformationen aus Verwaltungsdaten
sowie Statistical Matching (Datenverknüpfung) der danach noch fehlenden
Einkommenskomponenten aus EU-SILC 2016 eine Einkommensvariable für
das Mikrozensus-Sonderprogramm "Umweltbedingungen, Umweltverhalten"
(2015) generiert. Da für Entscheidungen, die beispielsweise das Umweltverhalten
zu Einkauf oder Verkehrsmittelwahl betreffen, das gesamte Haushaltseinkommen
und nicht das Personeneinkommen als relevant anzusehen ist, wurde als
zu verknüpfende Variable das "gesamte verfügbare Haushaltseinkommen
aus EU-SILC" festgelegt. Zudem wurden das Äquivalenzeinkommen
sowie die Gruppe der armutsgefährdeten Personen unter Berücksichtigung
der Haushaltsgröße gebildet.
Das Äquivalenzeinkommen stellt das
verfügbare Haushaltseinkommen dividiert durch die Summe der sogenannten
Konsumäquivalente des Haushalts dar: Für jeden Haushalt wird ein Grundbedarf
angenommen, die erste erwachsene Person eines Haushalts erhält daher
ein Gewicht von 1. Für jede weitere erwachsene Person wird ein Gewicht
von 0,5 und für Kinder unter 14 Jahren ein Gewicht von 0,3 angenommen.
Als armutsgefährdet werden jene Personen
bezeichnet, deren äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen unter der
nach EU-Konvention festgelegten Armutsgefährdungsschwelle von 60% des
Medians liegt (für 2016
Die deskriptiven Ergebnisse werden nach verschiedenen Einkommensgruppen
analysiert und dargestellt: Terzile (Drittel) des gesamten verfügbaren
Haushaltseinkommens, Gruppe der Armutsgefährdeten, 1., 2. bis 4. sowie
5. Quintil (Fünftel) des Äquivalenzeinkommens.
Rückfragen zum Thema beantworten:
Mag. Alexandra WEGSCHEIDER-PICHLER, Tel.:
Mag. Sacha BAUD, Tel.:
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