Pressemitteilung: 12.288-128/20
Wien, 2020-07-28 –
Im Jahr 2019 erhielten 36.509 Kinder und Jugendliche Unterstützung
der Erziehung in ihren Familien, das waren laut Statistik Austria
um 254 oder 0,7% mehr als im Vorjahr (siehe Tabelle 1). Ist das Wohl
eines Kindes oder Jugendlichen in der Familie gefährdet, wird durch
verschiedene Betreuungsformen der Kinder- und Jugendhilfe (z. B. Familienintensivbetreuung,
sozialpädagogische Familienhilfe, Elterntraining, Einzelbetreuung)
versucht, die Familie so weit zu stärken und zu unterstützen, dass
eine außerfamiliäre Unterbringung verhindert werden kann. Kann der
Verbleib in der Familie nicht mehr aufrechterhalten werden, wird von
der Kinder- und Jugendhilfe die sogenannte volle
Erziehung in Form der Betreuung bei außerfamiliären Pflegepersonen
oder in sozialpädagogischen Einrichtungen angeordnet. Im Jahr 2019 wurden
12.785 Minderjährige im Rahmen der vollen Erziehung betreut, um 540
(-4,1%) weniger als im Vorjahr. 60,1% dieser Kinder und Jugendlichen
lebten in Einrichtungen, 39,9% bei Pflegepersonen.
Der Anteil der Buben
war sowohl in der Unterstützung der Erziehung (54,5%) als auch in der
vollen Erziehung (53,6%) höher. Nach Altersgruppen
betrachtet war im Rahmen der Unterstützung der Erziehung mehr als die
Hälfte (51,3%) der betreuten Kinder und Jugendlichen sechs bis unter
14 Jahre alt (14 bis unter 18 Jahre: 24,9%, unter sechs Jahre: 23,8%).
In der vollen Erziehung entfiel auf die Sechs- bis unter 14-Jährigen
(43,4%) und die 14- bis unter 18-Jährigen (41,2%) ein annähernd gleich
hoher Anteil, während die Jüngsten 15,4% ausmachten.
2.048 junge Erwachsene außerhalb, 1.242 im
Rahmen der Familie weiter unterstützt
Bereits von der Kinder- und Jugendhilfe unterstützte
Jugendliche können nach Erreichen der Volljährigkeit im Bedarfsfall
weiter Hilfe erhalten. Im Jahr 2019 wurden 2.048 junge Erwachsene (18-
bis unter 21-Jährige) in sozialpädagogischen
Einrichtungen oder von Pflegepersonen
betreut und 1.242 derselben Altersgruppe in der Familie
(ambulant) unterstützt (siehe Tabelle 2). Bei dieser Form der zeitlich
verlängerten Hilfestellung, auf die kein Rechtsanspruch besteht, ist
die Anzahl der Betreuten gegenüber dem Vorjahr angestiegen (außerfamiliär/stationär:
+74 bzw. +3,7%; familiär/ambulant: +185 bzw. +17,5%). Wie bei den Minderjährigen
war auch bei den jungen Erwachsenen der Anteil der männlichen Unterstützten
höher (ambulant: 55,1%, stationär: 51,8%).
Große Bundesländer-Unterschiede bei den
Betreuungsquoten
Während bei der Unterstützung der Erziehung Niederösterreich
mit 20,6% den größten Anteil aller in Österreich betreuten Kinder
und Jugendlichen hatte (Platz 2: Wien mit 17,3%), lag bei der vollen
Erziehung Wien mit 31,7% deutlich vor den anderen Bundesländern (Niederösterreich:
16,0%). Wird die Anzahl der betreuten unter 18-Jährigen in Relation
zur gleichaltrigen Wohnbevölkerung gesetzt, zeigt sich eine große
Bandbreite bei den Betreuungsquoten (siehe Tabelle 1): Bei der Unterstützung
der Erziehung kamen in Kärnten 2019 auf 1.000 Minderjährige
34,7; in Oberösterreich hingegen nur 17,6 betreute Kinder und Jugendliche
(Bundesländerdurchschnitt: 23,7). In der vollen
Erziehung reichte dieser Wert von 12,3 in Wien bis 6,0 in Tirol
(Durchschnitt: 8,3).
Auch bei der Zuerkennung der Hilfen
für junge Erwachsene gab es 2019 deutliche Unterschiede zwischen
den Bundesländern: Erhielten in Tirol 12,8 von 1.000 18- bis unter
21-Jährigen weiterhin professionelle Unterstützung, während sie in
ihrer Herkunftsfamilie lebten, kam eine solche Unterstützung in Niederösterreich
und Wien praktisch nicht zur Anwendung. Im Bereich der außerfamiliären
Betreuung lag die Quote zwischen 12,4 (Kärnten) und 5,6 (Wien) jungen
Erwachsenen.
675,2 Mio. Euro Ausgaben für Erziehungshilfen
Die Ausgaben für Erziehungshilfen (Unterstützung
der Erziehung, volle Erziehung, Hilfen für junge Erwachsene) betrugen
im Jahr 2019 insgesamt 675,2 Mio. Euro
(+15,6 Mio. Euro bzw. +2,4% gegenüber dem Vorjahr); unter Berücksichtigung
der Einnahmen aus Kostenersätzen durch Unterhaltspflichtige (41,4 Mio. Euro)
verblieben den Ländern und Gemeinden Nettoausgaben
von 633,7 Mio. Euro (siehe Tabelle 3). Wien hatte den größten Anteil
daran (21,2%), gefolgt von der Steiermark (17,0%) sowie Nieder- und
Oberösterreich (15,9% bzw. 15,0%). Drei Viertel der Ausgaben insgesamt
entfielen auf die volle Erziehung, ein Viertel wurde für Unterstützung
der Erziehung ausgegeben (beide jeweils einschließlich der Hilfen für
junge Erwachsene).
Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen
zur Kinder- und Jugendhilfestatistik finden Sie auf unserer Webseite.
Informationen
zur Methodik, Definitionen: Die Kinder- und Jugendhilfestatistik
(KJH-Statistik) löste den bis zum Berichtsjahr 2014 vom Familienministerium
erstellten Jugendwohlfahrts- bzw. Kinder- und Jugendhilfebericht ab.
Sie basiert wie dieser auf den tabellarischen Meldungen der Bundesländer.
2019 ist nach 2015 bis 2018 das fünfte Berichtsjahr der Kinder- und
Jugendhilfestatistik.
Das Bundes-Kinder- und Jugendhilfegesetz
(B-KJHG) 2013 (mit Ablauf vom 31.12.2019 außer Kraft getreten) sieht
vor, dass eine Reihe von statistischen Daten zu den Leistungen der Kinder-
und Jugendhilfe zu erheben und zu veröffentlichen ist (siehe dazu § 15
Abs. 1 B-KJHG 2013). Die konkrete Festlegung und Definition der zu erfassenden
Leistungsbereiche und Erhebungsmerkmale obliegt der vom Ministerium
(derzeit: Bundeskanzleramt) eingerichteten Arbeitsgruppe
KJH-Statistik, dem auch die Bundesländer und Statistik Austria
angehören. Die KJH-Statistik informiert
im Wesentlichen über die Anzahl der Kinder, Jugendlichen und jungen
Erwachsenen in den Bereichen Unterstützung der Erziehung, volle Erziehung,
Hilfen für junge Erwachsene, Mitwirkung an Adoptionen und Rechtsvertretungen,
über die Anzahl von Leistungen in den Bereichen Gefährdungsabklärungen,
Erziehungshilfen und sozialen Diensten sowie über die Summe der Ausgaben
für Unterstützung der Erziehung, volle Erziehung und Hilfen für junge
Erwachsene bzw. die Summe der Einnahmen aus Kostenersätzen in den Erziehungshilfen
insgesamt. Die detaillierten inhaltlichen Vorgaben für die KJH-Statistik
2019 sind im dafür erstellten Handbuch
zu finden, das unter www.statistik.at
> Fragebögen > Öffentliche Einrichtungen > Kinder-
und Jugendhilfestatistik abrufbar ist.
Unterschiede des Erhebungsprogramms
der KJH-Statistik zum Jugendwohlfahrts- bzw. Kinder- und Jugendhilfebericht
des Ministeriums bestehen in einer Reihe von Punkten: Einerseits sind
soziale Dienste, Gefährdungsabklärungen, grenzüberschreitende Adoptionen,
Ausgaben und Einnahmen neu einbezogen worden, und die Hilfen für junge
Erwachsene werden anders erfasst. Andererseits ist die Erhebung der
Dauer der Unterstützung, einzelner Rechtsvertretungen und sonstiger
Tätigkeiten der KJH entfallen. Bei der Erfassung der unterstützten
Kinder und Jugendlichen wurde vom Stichtag (31.12.) abgegangen und auf
die Jahressumme umgestellt. Hier gilt grundsätzlich und soweit nicht
anders vorgesehen, dass die Person bei mehr als einmaligem Bezug einer
Leistung (derselben zu erfassenden Leistungskategorie) innerhalb des
Berichtsjahres nur einmal zu zählen ist (Vermeidung von Doppel- bzw.
Mehrfachzählungen). Die Ergebnisse der KJH-Statistik sind mit jenen
des Jugendwohlfahrts- bzw. Kinder- und Jugendhilfeberichts somit großteils
nicht vergleichbar bzw. als Zeitreihen (z. B. zur Anzahl der unterstützten
Kinder und Jugendlichen in den Bereichen Unterstützung der Erziehung
und volle Erziehung) nicht konsistent fortführbar.
Sämtliche Daten der KJH-Statistik 2015-2019
sind im Tabellen-Anhang des Berichts zur KJH-Statistik 2019 zu finden,
der auf der Webseite zur Kinder-
und Jugendhilfestatistik unter Weitere
Informationen abrufbar ist.
Bundesland | Anzahl2) | Veränderung
2018–2019 | Betreuungsquote3) |
---|
2018 | 2019 | absolut | in
% | 2018 | 2019 |
---|
|
---|
Burgenland | 1.587 | 1.539 | -48 | -3,0 | 33,9 | 32,8 |
---|
Kärnten | 2.766 | 3.158 | 392 | 14,2 | 30,2 | 34,7 |
---|
Niederösterreich | 7.371 | 7.518 | 147 | 2,0 | 25,2 | 25,6 |
---|
Oberösterreich | 4.593 | 4.745 | 152 | 3,3 | 17,1 | 17,6 |
---|
Salzburg | 2.053 | 2.114 | 61 | 3,0 | 20,9 | 21,5 |
---|
Steiermark | 6.656 | 5.920 | -736 | -11,1 | 33,2 | 29,5 |
---|
Tirol | 3.097 | 3.356 | 259 | 8,4 | 23,5 | 25,4 |
---|
Vorarlberg | 1.897 | 1.843 | -54 | -2,8 | 25,0 | 24,2 |
---|
Wien | 6.235 | 6.316 | 81 | 1,3 | 19,1 | 19,2 |
---|
Insgesamt | 36.255 | 36
509 | 254 | 0,7 | 23,6 | 23,7 |
---|
|
---|
Burgenland | 376 | 383 | 7 | 1,9 | 8,0 | 8,2 |
---|
Kärnten | 1.052 | 1.052 | 0 | 0,0 | 11,5 | 11,6 |
---|
Niederösterreich | 2.029 | 2.050 | 21 | 1,0 | 6,9 | 7,0 |
---|
Oberösterreich | 1.765 | 1.705 | -60 | -3,4 | 6,6 | 6,3 |
---|
Salzburg | 760 | 681 | -79 | -10,4 | 7,7 | 6,9 |
---|
Steiermark | 1.968 | 1.541 | -427 | -21,7 | 9,8 | 7,7 |
---|
Tirol | 796 | 792 | -4 | -0,5 | 6,0 | 6,0 |
---|
Vorarlberg | 543 | 534 | -9 | -1,7 | 7,1 | 7,0 |
---|
Wien | 4.036 | 4.047 | 11 | 0,3 | 12,3 | 12,3 |
---|
Insgesamt | 13.325 | 12.785 | -540 | -4,1 | 8,7 | 8,3 |
---|
|
Bundesland | Anzahl2) | Veränderung
2018–2019 | Betreuungsquote3) |
---|
2018 | 2019 | absolut | in
% | 2018 | 2019 |
---|
|
---|
Burgenland | 44 | 53 | 9 | 20,5 | 5,2 | 6,5 |
---|
Kärnten | 173 | 203 | 30 | 17,3 | 10,3 | 12,4 |
---|
Niederösterreich | 307 | 313 | 6 | 2,0 | 5,8 | 6,1 |
---|
Oberösterreich | 297 | 306 | 9 | 3,0 | 6,1 | 6,5 |
---|
Salzburg | 176 | 175 | -1 | -0,6 | 9,5 | 9,8 |
---|
Steiermark | 314 | 333 | 19 | 6,1 | 8,2 | 9,0 |
---|
Tirol | 220 | 241 | 21 | 9,5 | 9,0 | 10,2 |
---|
Vorarlberg | 98 | 87 | -11 | -11,2 | 7,3 | 6,6 |
---|
Wien | 345 | 337 | -8 | -2,3 | 5,6 | 5,6 |
---|
Insgesamt | 1.974 | 2.048 | 74 | 3,7 | 7,0 | 7,4 |
---|
|
---|
Burgenland | 14 | 13 | -1 | -7,1 | 1,7 | 1,6 |
---|
Kärnten | 144 | 137 | -7 | -4,9 | 8,6 | 8,4 |
---|
Niederösterreich | 18 | 34 | 16 | 88,9 | 0,3 | 0,7 |
---|
Oberösterreich | 134 | 129 | -5 | -3,7 | 2,8 | 2,7 |
---|
Salzburg | 83 | 87 | 4 | 4,8 | 4,5 | 4,9 |
---|
Steiermark | 224 | 345 | 121 | 54,0 | 5,8 | 9,3 |
---|
Tirol | 245 | 303 | 58 | 23,7 | 10,0 | 12,8 |
---|
Vorarlberg | 149 | 140 | -9 | -6,0 | 11,1 | 10,7 |
---|
Wien | 46 | 54 | 8 | 17,4 | 0,7 | 0,9 |
---|
Insgesamt | 1.057 | 1.242 | 185 | 17,5 | 3,7 | 4,5 |
---|
|
Bundesland | 2018 | 2019 | Veränderung
2018–2019 |
---|
Ausgaben
insgesamt2) | Netto-ausgaben3) | Ausgaben
insgesamt2) | Netto-ausgaben3) | Ausgaben
insgesamt | Netto-ausgaben |
---|
Burgenland4) | 26.107 | 25.487 | 26.501 | 25.983 | 394 | 496 |
---|
Kärnten | 49.538 | 48.145 | 56.622 | 54.924 | 7.084 | 6.779 |
---|
Niederösterreich | 101.548 | 98.449 | 103.456 | 100.615 | 1.908 | 2.165 |
---|
Oberösterreich5) | 114.338 | 92.227 | 114.840 | 95.257 | 502 | 3.030 |
---|
Salzburg4) | 40.300 | 38.076 | 39.376 | 37.325 | -924 | -751 |
---|
Steiermark4) | 109.609 | 104.960 | 113.105 | 107.658 | 3.497 | 2.697 |
---|
Tirol4) | 45.150 | 44.000 | 47.958 | 46.804 | 2.809 | 2.804 |
---|
Vorarlberg | 31.424 | 30.225 | 32.250 | 30.885 | 826 | 661 |
---|
Wien | 141.553 | 134.225 | 141.050 | 134.292 | -504 | 67 |
---|
Insgesamt | 659.567 | 615.795 | 675.158 | 633.743 | 15.591 | 17.948 |
---|
|
Rückfragen zum Thema beantwortet in der Direktion
Bevölkerung, Statistik Austria:
Mag. Serhan Marcel BILGILI, Tel.: +43 (1) 71128-8284 bzw. serhan.bilgili@statistik.gv.at
Medieninhaber, Hersteller und Herausgeber:
Bundesanstalt Statistik Österreich
1110 Wien, Guglgasse 13, Tel.: +43 (1) 71128-7777
presse@statistik.gv.at © STATISTIK AUSTRIA
© STATISTIK AUSTRIA,
Letzte Änderung am 28.07.2020